“Lärmschutz hat nicht gewünschte Wirkung erzielt.”

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Logo der Initiative Zukunft Rhein-Main ©ZRM

Ein Interview zur Begrüßung der Stadt Frankfurt mit Alexandra Diesterweg von der Initiative Zukunft Rhein-Main mit Pressereferentin der Stabsstelle Karina Mombauer. 

Alexandra Diesterweg [AD]: Was gab der Stadt Frankfurt den Ausschlag, sich der Initiative Zukunft Rhein-Main (ZRM) anzuschließen?

Karina Mombauer [KM]: Frankfurt am Main ist nicht erst seit der Eröffnung der Nordwestlandebahn 2011 stark von Fluglärm betroffen, sondern gehört seit Anbeginn zu den Kommunen im Rhein-Main-Gebiet, die sich mit dem Thema Ausbau des Frankfurter Flughafens und dem damit verbundenen Fluglärm facettenreich beschäftigen. Bisher getroffene Maßnahmen zum Lärmschutz – vor allem in den Nachtrandstunden zwischen 22 und 23 Uhr und 5 und 6 Uhr – haben bis dato nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Auch veröffentlichte Gesundheitsstudien konnten nicht zur Verbesserung des Lärmschutzes beitragen. Die Frankfurter Bürgerinitiativen (F.B.I.) traten daher mit dem Wunsch, der ZRM beizutreten, an die damals neu geschaffene Stabsstelle für Fluglärmschutz der Stadt Frankfurt. Als größte und mit am stärksten betroffene Kommune ist es für Frankfurt natürlich von großer Bedeutung, in allen wichtigen Gremien vertreten zu sein, um so in eine notwendige, flächendeckende Vernetzung eingebunden zu sein. Das Bürgeranliegen traf so bei Oberbürgermeister Peter Feldmann auf offene Ohren. Als Stabsstelle unterstützen wir so die Frankfurterinnen und Frankfurt in der Meinung, dass ein Umdenken und umweltverträglicher Neuanfang in der Luftverkehrswirtschaft – gerade auch nach der Corona-Pandemie – wichtig ist, um den Fluglärmschutz voranzutreiben. Dies führt auch signifikant über das Engagement in unabhängigen, bürgernahen Gremien, die das Ziel verfolgen, die Bevölkerung und die Umwelt nachhaltig zu schützen. In dem Beitritt Frankfurts zur ZRM sehen auch die Bürgerinitiativen eine Stärkung der Städte, Gemeinden und Landkreise der Rhein-Main-Region in ihrem Einsatz gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens und damit zum Wohle der von Fluglärm geplagten Menschen.

[AD]: Welche Zukunftsthemen sind im Bereich des Flugverkehrs aus Ihrer Sicht besonders drängend?

[KM]: Die Reduzierung der Flugbewegungen in den Nachtrandstunden zwischen 22 und 23 Uhr sowie zwischen 5 und 6 Uhr am Frankfurter Flughafen muss mehr Beachtung finden. Auch der aktive Schallschutz sollte gegenüber dem passiven Schallschutz an Bedeutung gewinnen.

[AD]: Die momentane Lärmentlastung ist nicht menschengemacht. Was muss Ihrer Meinung nach getan werden, damit die Region nach der Pandemie nicht mit einem noch dickeren Lärmteppich bedeckt wird?

[KM]: Eine immer größere Bedeutung muss die Verlegung von Kurzstreckenflügen auf die Schiene bekommen. Schon jetzt beschloss der Magistrat der Stadt Frankfurt mit gutem Beispiel voran zu gehen und ihre Dienstreisen unter 500 Kilometern mit dem Zug zu unternehmen. In einer neuen Normalität nach der Pandemie werden jedoch die Menschen wieder Freunde und Familie besuchen, aber auch an den Strand oder in die Bergen in den Urlaub wollen. Die Dienstreisen sind es, die weniger werden, auch wenn es manchmal weiterhin notwendig bleibt, sich persönlich zu treffen. Die Digitalisierung macht es möglich. Aber alles wird womöglich viel langsamer wachsen als zuvor. Dieser Neuanfang bietet eine Chance, den Klimaschutz im Luftverkehr neu zu justieren. Wir erhoffen uns auch mit dem ZRM-Eintritt gemeinsam an der Beantwortung der Fragen zu arbeiten:

Mit welchen Maßnahmen kann der zu erwartende Wiederanstieg der Emissionen nach der Wiederaufnahme eines stärkeren Flugbetriebs begrenzt werden? Wie kann die Emissionsintensität des Luftverkehrs nachhaltig reduziert werden? Wie können E-Fuels im Luftverkehr beschleunigt werden? Welche Maßnahmen sind hierfür auf Bundes- und europäischer Ebene erforderlich? Zahlreiche Verbesserungsmöglichkeiten gibt es in unseren Augen schon jetzt: Von der Besteuerung der Kerosin- und Mehrwertsteuer und auch Ticketabgaben, wozu eine Gleichbehandlung nötig wäre, über die Kohlenstoffbepreisung (EU Emissionshandel) und sicher auch die Effizienzsteigerung von technischen Maßnahmen, Flottenerneuerung und Routenoptimierung. Auch alternative Treibstoffe und alternative Antriebe (Wasserstoff und Elektrizität) können zusätzliche Ansätze zur Reduktion der Emissionen des Luftverkehrs sein. Der Sektor benötigt also klare politisch gesetzte Rahmenbedingungen im Lärm- aber auch im Schadstoffschutz für den Weg zur Klimaneutralität.

[AD]: Wie wird sich die Stadt Frankfurt in die Arbeit der ZRM einbringen?

[KM]: Die Stabsstelle für Fluglärmschutz als erste Anlaufstelle für Bürgerbelange und den Bürgerkontakt im Fluglärmschutz wird als Vertreterin der Stadt Frankfurt in Arbeitskreisen und möglichen Zusammenkünften bei Beschlüssen und deren Veröffentlichungen aktiv mitwirken und unterstützen. Wir freuen uns auf die künftige Zusammenarbeit bei der ZRM.