Stabsstelle initiiert ersten Workshop
Am 13. Februar veranstaltete die Stabsstelle für Fluglärmschutz erstmalig einen Workshop zum Thema „Medizinische und umweltchemische Auswirkungen von Ultrafeinstaub“ (UFP). Der Fokus der Veranstaltung lag zum einen auf den gesundheitlichen Auswirkungen der Schadstoffe auf das Herz-Kreislauf-System, zum anderen auf dem Kennenlernen der gefährlichen Ultrafeinstaubpartikel. Geladen waren dabei knapp 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus betroffenen Frankfurter Ortsbeiräten und Bürgerinitiativen. Zusätzlich gab es für zehn Bürgerinnen und Bürger freie Workshop-Plätze.
In diesem Rahmen verkündete die städtische Fluglärmschutzbeauftragte Ursula Fechter: „In der Schadstoffdebatte ist bislang leider kein Fokus auf die Flugzeugemissionen gelegt worden. Wir bleiben als Stabsstelle beim Thema Ultrafeinstaub am Ball“, sagte die ständige Vertreterin des Oberbürgermeisters Peter Feldmann beim Thema Fluglärmschutz.
Als Referenten für zwei Workshop-Gruppen hatte die städtische Stabsstelle Experten eingeladen, die aus verschiedenen wissenschaftlichen Hintergründen das Thema aufgriffen.
Chefarzt der Kardiologie der Mainzer Universitätsklinik, Thomas Münzel, referierte zu den Gesundheitsschäden: „Desto kleiner die Partikel, umso gefährlicher sind sie für unsere Gefäße. Heute lässt sich bereits feststellen, dass Deutschland die höchste Mortalitätsrate aufgrund von Feinstaub hat.“ Münzel stellte die Frage zur Debatte, inwiefern womöglich die Grenzwerte der EU im Vergleich zu denen der USA, Kanada, Australien oder der WHO zu hoch seien. Seinen Vortrag rundete er damit ab, auch einen Fokus auf den Lärm zu legen, der, ebenso wie Feinstaub, große Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Gefäße habe. Hierin forscht der Kardiologe bereits seit zahlreichen Jahren, veröffentlicht seine Studien auf internationalem Parkett. Näheres finden Sie hier.
Als zweiter Experte war der Privatdozent im Fachgebiet Umweltchemie und Luftreinhaltung der TU Berlin, Wolfgang Frenzel, geladen und referierte: „Die Partikelgröße von „frischen“ UFP aus Flugzeugemissionen ist signifikant kleiner als die von anderen Verbrennungsabgasen, wie zum Beispiel von Dieselmotoren. Diese werden übrigens noch bis zu 40 Kilometer um Flughäfen herum gefunden.“ Seine Präsentation schilderte eine Erklärung, was überhaupt UFP sind und woher sie kommen. Die Zuhörer bekamen zudem einen Eindruck, was Flugzeuge emittieren und zu welchen Ergebnissen Messkampagnen kommen. Am Ende stellte auch dieser Wissenschaftler eine Frage: „Besteht Handlungsbedarf?“ Frenzels Antwort war ein deutliches Ja. Denn: Die emittierte Menge der einzelnen Stoffe hänge vom Flugzeugtyp und dem Schub (Start, Landung, Rangieren) ab. Zudem spiele auch die Zusammensetzung des Treibstoffs eine Rolle. Es bleibe dennoch eine weitreichende Frage mit vielen wichtigen Teilaspekten. Mehr Infos finden Sie hier.
Fechter erklärte bei der Zusammenkunft beider Workshop-Gruppen sie sehe es als Aufgabe der Stabsstelle, wachsam zu sein, immer wieder öffentlich auf die Gefahren hinzuweisen und Grenzwerte – auch für Ultrafeinstäube – zu fordern. Einige Workshop-Teilnehmer unterstützten diese Aussage innerhalb der Diskussionsrunde und forderten einen stärkeren politischen Druck im Kampf gegen die UFP-Luftverschmutzung.
Beide Wissenschaftler waren sich am Ende der Veranstaltung im Fazit einig, dass es noch mindestens zehn Forschungsjahre bräuchte, um beim Thema Ultrafeinstaub weiterzukommen. Viele Studien und wissenschaftliche Standards würden noch fehlen, um in Zukunft auch weitergehende Studien umsetzen zu können, weshalb dringender Handlungsbedarf bestehe.
In dieser Zeit müssten nicht nur die Datenlage unbedingt verbessert werden, so Frenzel, sondern auch Langzeitmessungen an verschiedenen Orten in unterschiedlichem Abstand zu Flughäfen seien erforderlich. Ebenso müssten sehr kleine Partikel (1-10 nm) berücksichtigt und Ausbreitungsmodelle (z.B. LASPORT) müssten mit Immissionsmessungen zusammengeführt werden. Da die Chemie der Schadstoffe eine wesentliche Rolle spiele, forderten beide Experten zudem eine chemische Charakterisierung (z.B. von Ruß, PAH; auch geeignete Tracer für Flugverkehr finden) und unterstrichen, dass toxikologische und epidemiologische Studien erforderlich seien. Dazu wünschten sie sich mehr finanzielle Mittel für die Wissenschaft, um in Zukunft zu weiterführenden Erkenntnissen zu gelangen. Am Ende sei dies ein Dienst an der betroffenen Bevölkerung.