Wohin geht die Reise? – Luftverkehr der Zukunft

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Wohin geht die Reise? – Luftverkehr der Zukunft

Pressematerial UBA Forum

Zusammengefasster Bericht zum UBA-Forum 2019 mobil und nachhaltig: Luftverkehr der Zukunft

Am 06. und 07.11. fand in Berlin das UBA-Forum 2019 mobil und nachhaltig statt. Thema der Konferenz des Umweltbundesamtes (UBA) war der Luftverkehr der Zukunft. Über 200 Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft, Industrie, Luftverkehrswirtschaft aber auch von NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen) und aus der Zivilgesellschaft waren in die Hauptstadt gekommen, um gemeinsam die Herausforderungen, Möglichkeiten und Ziele zu diskutieren.


Die beiden Konferenztage waren geprägt von Impulsvorträgen, Workshops und Podiumsdiskussionen. Stetig war das Publikum durch Live-Abstimmungen und Einbringen von Fragestellungen am Austausch beteiligt. So wurden z. B. gleich zu Beginn die Tagungsteilnehmer über ihr Flugverhalten im letzten Jahr befragt. Ein Fünftel war gar nicht geflogen, knapp 60 Prozent nutzen das Flugzeug ein bis fünfmal. Schon mit dieser kurzen Abfrage wurde deutlich, dass wir auch in Zukunft nicht gänzlich auf das Fliegen verzichten werden können. Der Flugverkehr muss damit deutlich klimaverträglicher werden, um zukunftsfähig zu sein. Aber hier ist auch jeder Einzelne gefragt, sein Flugverhalten zu beleuchten. Der weltweite Flugverkehr wächst um vier bis fünf Prozent jährlich. Zudem kann bereits eine Flugreise das Klimabudget einer Person stark belasten. Hinzu kommen Nicht-CO2-Effekte. Partikel wie Wasserdampf, Schwefel- und Stickoxide wirken indirekt und können die Strahlungsbilanz verändern, oftmals entstehen aus linienförmigen Kondensstreifen Zirruswolken. Über den ganzen Globus betrachtet, haben diese Wolken einen erwärmenden Charakter. Die aktuelle Forschung sagt, dass die Klimawirksamkeit solcher Effekte in Bezug auf die Energiebilanz der Erde doppelt so hoch ist wie die von CO2. Es besteht ein unmittelbarer Handlungsbedarf.


Im Zentrum der Tagung stand eine vom UBA kurz zuvor veröffentlichte Strategie. Lärm, Luftschadstoffe und die Wirkung auf das Klima sind Umweltbelastungen, die vom Flugverkehr ausgehen und reduziert werden müssen. Acht vom UBA vorgeschlagene Bausteine sollen zu einem umweltschonenden Luftverkehr 2030/2050 beitragen. Im Kern stehen dabei Verlagerung und Vermeidung. Kurzstreckenflüge sollen durch Bahnverbindungen nahezu ersetzt werden. Die Gestaltung einer nachhaltigen Infrastruktur ist dafür notwendig. Aber auch die Bevölkerung durch Lärmreduktion zu schützen, spielt weiterhin eine große Rolle. Das UBA sieht auch hier bis 2050 ein Nachtflugverbot auf allen stadtnahen Flughäfen für unausweichlich. Der Lärm müsse kontingentiert werden. Zudem sollen bis 2030 die CO2-Emissionen des Luftverkehrs weltweit reduziert werden. Eine Umstellung auf synthetische Kraftstoffe ist notwendig, die Förderung von technologischen Innovationen wichtig.
Die komplette Broschüre mit allen Vorschlägen können Sie sich auf den Seiten des UBA herunterladen (Link UBA).


In den Diskussionen und Vorträgen wurden die unterschiedlichen Positionen zu den gemachten Vorschlägen deutlich.
Prof. Stefan Gössling, der u. a. am Department of Service Management and Service Studies der Universität Lund forscht und lehrt, zeigte auf, dass es einen Konflikt zwischen Klima- und Industriezielen gibt. „Wäre es nicht denkbar die Kapazitäten und damit das Angebot zu begrenzen mit Auge auf den Klimaschutz?“ Eine Debatte über notwendigen Luftverkehr ist erforderlich. In Schweden sei beispielswiese der Flugverkehr zurückgegangen, da neue soziale Normen entstanden sind. Die verschiedenen Formen von Subvention betrachtet er ebenfalls als kritisch. Die Fluggesellschaften sollten ihr aktuelles Geschäftsmodell überdenken.


Ist Fliegen in Zukunft ökologisch noch vertretbar?
„Die heutige Jugend befindet sich in einem Dilemma zwischen internationaler Erfahrung, globalem Denken und Klimaschutz.“, führte Luisa Neubauer von Fridays for Future aus. Herr Dr. Harry Lehmann vom UBA sieht auch die Wissenschaft in der Pflicht, die Dringlichkeit in Sachen Klimaschutz zu verdeutlichen in klarer, direkter Sprache, damit die Gesellschaft den Zeitdruck versteht und auch ein persönliches Umdenken stattfindet. Der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern ist enorm wichtig.
Innovationen sind ebenfalls notwendig, vor allem im Bereich der alternativen Kraftstoffe. Die Entwicklung geht derzeit noch zu langsam voran. Die Bundesumweltministerin Svenja Schulze setzt sich für eine Förderung ein. Es muss ein Markt für nachhaltige Kraftstoffe etabliert werden. Dafür sind auch Absprachen auf europäischer Ebene notwendig. Auch von Seiten der Luftverkehrswirtschaft kommt der Aufruf, dass auf Inlandsflüge stärker verzichtet werden kann. Man müsse aber ehrlich sein und im gleichen Atemzug erwähnen, dass dafür die Bahnstrecken ausgebaut und modernisiert werden müssen, so Dr. Stefan Schulte von der Fraport AG. Airbus testet derzeit verschiedene Hybridantriebe für den Kurzstreckenbereich. Herr Prof. Stephan Rammler vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung forderte eine vernünftige Konsumgesellschaft, es muss ein kultureller Transformationsprozess stattfinden, die Politik sollte hierbei als Vorbild und auch Leitbild fungieren. Die Demokratie ist das einzige Modell, um Nachhaltigkeit wirksam umzusetzen.


Wie reduzieren wir lokale Umweltweinwirkungen?
Durch das globale Klimaschutzthema werden lokale Auswirkungen zum größten Teil überschattet. Beispielsweise kostet Lärm zu erzeugen nichts, d. h. Lärmentgelte spielen bei den Airlines nur eine geringe Rolle. „Der Lärmschutz darf nicht vernachlässigt werden.“, sagte Frau Regine Barth (Fluglärmschutzbeauftragte des Landes Hessen). Es müssen jenseits des Freiwilligen Instrumente geschaffen werden, um den Lärm zu reduzieren. Es sind europäische Regelungen notwendig, um auch lokale Verbesserungen zu erzielen. Im Nahbereich um einen Flughafen sollte der Lärmschutz als am wichtigsten eingestuft werden.

Gebäude Umweltforum Berlin

UBA-Forum 2019 im Umweltforum Berlin ©Stadt Frankfurt, S. Schuhmacher

Menschen bei Vortrag

UBA-Forum 2019 Talkrunde "Ist Fliegen in Zukunft ökologisch noch vertretbar?" ©Stadt Frankfurt, S. Schuhmacher

UBA-Forum 2019 Workshop

UBA-Forum 2019 Workshop "Wie reduzieren wir lokale Umwelteinwirkungen?" ©Stadt Frankfurt, S. Schuhmacher

Grafik auf Monitor Publikumsumfrage

UBA-Forum 2019 Publikumsumfrage ©Stadt Frankfurt, S. Schuhmacher

Grafik auf Bildschirm

UBA-Forum 2019 Publikumsbeteiligung "Was kann weniger Fliegen möglich machen?" ©Stadt Frankfurt, S. Schuhmacher

Pressematerial UBA Forum

UBA-Forum 2019 Strategie des Umweltbundesamtes ©Stadt Frankfurt, S. Schuhmacher